Wie kaum eine andere Sportart steht Judo (柔道, japanisch „der sanfte Weg“) in enger Verbindung mit seinem Ursprungsland Japan: durch die Kleidung, welche an prachtvolle japanische Kimono denken lässt, durch die Rituale bei Training und Wettkampf und durch den philosophische Überbau mit ihrem Ursprung im Buddhismus und Shintoismus. Viele philosophischen Hintergründe sind deutlich älter als das Judo selbst und haben durch die Entwicklung hin zum Wettkampfsport an Bedeutung verloren, doch ein Prinzip ist geblieben: Siegen durch Nachgeben. Als Gewinner geht meistens jener Judoka von der Matte, der die Aktionen seines Gegners am besten zu seinen Gunsten nutzen konnte. Seinen Namen verdankt das Judo seinem Verzicht auf Gefährdung des Gegners durch wohl durchdarchtes Handeln.
Entstehungsgeschichte
1882 gilt als das Entstehungsjahr des Judos: es ist das Gründungsjahr des Kodokan – der ersten Judoschule – durch Jigoro Kano. Kano hatte verschiedene Ju-Jutsu-Schulen besucht und sogar den Meistergrad und die Lehrerlaubnis erlangt, und entwickelte fortan aus den dort erlernten Techniken einen eigenen Stil bestehend aus Wurftechniken (投げ技, Nage Waza), Bodentechniken (寝技, Ne Waza) sowie Schlag-, Tritt- und Stoßtechniken (当て身技, Atemi Waza). Dass er dabei alle potentiell tödlichen Techniken verwarf ist ein verbreiteter Irrglaube: bis heute sind in der Kime-no-Kata oder der Kodokan Goshin-Jutsu noch immer solche Aktionen vorhanden.
Weite Verbreitung in Japan fand Judo nach einem Sieg der Kodokan-Schüler über die Schüler der Ju-Jutsu-Schule Ryoi-Shinto Ryu bei einem Wettkampf. Fortan wurde Judo Teil des Ausbildung in Armee und Polizei, und ab 1911 sogar Pflichtfach an Mittelschulen.
Nach Europa gelangte Judo ab 1906, als die Besatzungen japanischer Kriegsschiffe in Kiel gastierten und dort ihre Kampfkünste vorführten. Kaiser Wilhelm II. war begeistert und lies seine Kadetten ebenfalls in Judo und Ju-Jutsu ausbilden. So verbreitete sich die Sportart auch im Westen.
Judo als Sport
Der Weg zum Wettkampfsport wurde erst nach dem zweiten Weltkrieg eingeschlagen: ab 1947 entwickelte sich Judo zunehmend vom Nahkampfsystem zum Sport. Schlag-, Tritt- und andere, den Gegner ernsthaft verletzende Techniken wurden weitestgehend bedeutungslos und gerieten nicht selten in Vergessenheit. 1956 fanden in Tokyo die ersten Weltmeisterschaften statt, und abermals in Tokyo wurde Judo 1964 erstmals olympische Sportart. 1968 wieder aus dem Programm genommen, ist es seit den olympischen Spielen 1972 in München jedoch durchgehend im Programm vertreten.
Für das Judo in Deutschland waren die Olympiasiege von von Dietmar Lorenz (1980) und Frank Wieneke (1984) von großer Bedeutung, lösten sie doch einen Judo-Boom aus, auf welchem spätere Erfolge deutscher Athleten beruhten.
Außerdem ist Judo seit dem Jahre 1988 auch paralympische Sportart. Dort treten sehbehinderte und blinde Athleten unter ähnlichen Regeln gegeneinander an. Seit den 1980ern wird zudem G-Judo von geistig- und lernbehinderten Menschen praktiziert.
Quellen: - Bayerischer Judo-Verband: "Judo entdecken" - Wikipedia: "Judo" - Budo Club Ken Shiki e.V.: "Judo"